Stauseeschifffahrt Hohenwarte
Die Entwicklung der Schiffahrt auf dem Hohenwarte-Stausee
Erst durch den Bau der Saaletalsperren von 1926 bis 1945, bestehend aus 5 Talsperren auf einer Länge von 79,8 km, wurde die Schifffahrt in Thüringen möglich.
1942 wurde die 4. Sperrmauer der Saalekaskade in Hohenwarte fertig gestellt. Außer zur Erprobung wurde der Pegel meist niedrig gehalten. Zu groß war die Angst vor Bombenangriffen durch die Alliierten mit noch schlimmerem Ausgang als die Bombardierung der Edertalsperre.
Erst nach Kriegsende 1945 wurde der Stausee langsam angestaut. Dazu mussten im Staubereich zahlreiche Bäume und anderes Treibgut geborgen werden. Für diese Arbeiten wurde von der Bleilochtalsperre, wo die Fahrgastschifffahrt seit August 1932 existierte, ein kleines Schiff, die „Bad Steben“ (später „Saalfeld“) 1942 nach Hohenwarte umgesetzt.
Der Liegeplatz des Schiffes war in der Bucht vom Dorfbach Neidenberga. Zu Ostern 1946 kam eine Gruppe vom Männergesangsverein Wilhelmsdorf mit Diesel in Flaschen und machte die 1. Gelegenheitsfahrt mit der „Bad Steben". Die Nachfrage nach solchen Fahrten wurde größer. Deshalb wurde die „Schloß Burgk“ (ex „Saalburg“) vom Ausgleichbecken Burgkhammer nach Hohenwarte gebracht und umgetauft auf „Hohenwarthe“. Dadurch war es möglich, ab 1947 regelmäßig Schiffsfahrten auf dem Hohenwartestausee anzubieten.
Die Betriebsnebenstelle „Schifffahrt Hohenwarte“ des Betriebsteiles „Schifffahrt Saalburg“ war gegründet. Folgende Schiffe wurden vom Bleilochstausee (Schifffahrt Saalburg) nach Hohenwarte umgesetzt. Dies waren:
- MS „Saalfeld“, ex „Bad Steben“, 1920 erbaut, 1942 nach Hohenwarte, ab 1969 Arbeitsboot, 1987 entkernt und als Verankerung genutzt
- MS „Hohenwarthe“, ex „Saalburg I“, ex „Schloß Burgk“ 1920 erbaut, 1947 nach Hohenwarte, 1968 zurück nach Saalburg und dort 1969 verschrottet
- MS „Diamant“, 1950 - 1960 als Fahrgastschiff, bis 1970 als Arbeiterunterkunft auf der Slipanlage im Alter, später verkauft, als Wohnschiff genutzt und in den 90-er Jahren untergegangen
- MS „Libelle“, 1944 erbaut, 1955 nach Hohenwarte gebracht, 1970 ist das Holzschiff abgebrannt und wurde verschrottet
- MS „Stadt Schleiz“, 1936 gebaut und von 1965 - 1980 in Hohenwarte als Fahrgastschiff gefahren, außer Dienst gestellt und 1983 zwecks Schrottverwertung zerschnitten
Zwischenzeitlich entstand in den 50-er Jahren eine neue Schiffshauptanlegestelle mit mehreren Anlegepontons direkt an der Sperrmauer Hohenwarte. Später wurde dort auch ein Parkplatz gebaut. 1956 entstand am Campingplatz „Alter“ eine Slipanlage zum Herausziehen der Schiffe für Reparaturen und Schiffsuntersuchungen. Bis dahin wurden die kleinen Schiffe in der Linkenmühle an Land gezogen.
Der Schiffsverkehr ging fahrplanmäßig von der Sperrmauer bis nach Ziegenrück mit Zwischenhaltestellen an den Campingplätzen „Alter“, „Greetz“ (Neidenberga), Portenschmiede und Linkenmühle.
1980 wurde nach 5-jähriger Ausmusterung das MS „Lobenstein“, gebaut 1933, von Saalburg nach Hohenwarte gebracht und mit viel Aufwand reaktiviert.
Gleichzeitig kam der 1. Schiffsneubau, die MS „Hohenwarte“ von der Yachtwerft Berlin direkt auf den Stausee.
1989 war dann das allerletzte Jahr für das MS „Lobenstein“. Sie wurde ausgemustert, die Holzaufbauten verbrannt und der Stahlschiffskörper 1994 nach Saalburg verkauft.
Mit der politischen Wende in Deutschland stand ab 1990 nur noch ein Fahrgastschiff einsatzbereit zur Verfügung. Die Besucher gingen bis auf 1.000 Menschen in 4 Monaten zurück.
Fahrgastschiffahrt Hohenwarte GmbH
Privatisierung durch Kapitän Peter Gerwinat
1992 wurde die Fahrgastschiffahrt Hohenwarte aus dem VEB Kraftverkehr Schleiz ausgegliedert, privatisiert und mit der Gründung einer GmbH durch den Kapitän Peter Gerwinat ein Neuanfang geschaffen.
Dank des Einsatzes aller Mitarbeiter für die Entwicklung des Tourismus in der Region fanden immer mehr Besucher den Weg zum Stausee. 1994 wurde bereits ein 2. Fahrgastschiff, die „Saaletal“, ex „Rheinperle“, 1927 gebaut, 1965 umgebaut, gekauft und vom Rhein auf den Saalestausee transportiert.
Für die Fahrgäste gab es eine Entwicklung von der Massenabfertigung zu mehr Qualität. Dazu wurde auf der „Saaletal“ extra eine Küche, Tankanlagen und Stromversorgung eingebaut.
Das alte Fahrkartenhaus wurde abgerissen und zusammen mit einem Imbiss und einer Biergartenüberdachung neu errichtet. Mit der Befestigung des Vorplatzes wurde gleichzeitig ein behindertengerechter Zugang zu einem Schiff geschaffen.
Durch die Qualitätsverbesserung wurde die Nachfrage von Reisegruppen nach Schiffsfahrten mit gastronomischer Versorgung immer größer.
2003 wurde mit dem Erwerb der ehemaligen „Lipperland“ vom „Schiedersee“ der Grundstein für neue Dimensionen gelegt. Nach dem teilweise sehr schwierigen Landtransport über 700 km erfolgte der Zusammenbau des Schiffes mit gleichzeitigem Bau von Seitenzusteigen. Im Mai 2004 erfolgte die Schiffstaufe auf den Namen „Saaleland“. Jetzt stand uns ein Schiff mit einem Panoramacafe, einer großen Küche für alle möglichen Events und Platz für 348 Personen zur Verfügung. Dank des niedrigen Tiefganges und einer zusätzlichen Buglandeklappe kann das Schiff Fahrten bis nach Ziegenrück (5 Stunden) machen und an jeder beliebigen Stelle des Stausees anhalten.
In einer Fotogalerie können Sie Eindrücke vom sehr schwierigen Transport der heutigen "Saaleland" bekommen.